Together with Florian Beissner of the Insula Institute Hannover, Velia Wortman will moderate an all-day session covering the latest research results in Chinese medicine and in naturopathy.
Der Vortrag soll einen atmosphärischen Einblick in die Methode sinosomatics geben, die das Wissen der TCM mit modernen psychotherapeutischen Methoden verknüpft. Es werden die Ergebnisse einer Studie vorgestellt, in der 25 Patient:innen direkt im Anschluss an eine sinosomatics-Sitzung interviewt wurden. Durch direkte Zitate und einer Präsentation der farbigen Empfindungszeichnungen werden die faszinierenden Zusammenhänge von leiblichen Empfindungen und psychischen Themen greifbar.
Der Fokus liegt dabei auf der Technik des „In die Hände Legens“. Hierbei werden schwierige Themen, Ambivalenzen, körperliche Symptome etc. symbolisch in eine Hand gelegt, die der/ Patient:in selbst wählt. In die andere Hand kommt meist eine Ressource wie bspw. der Wunsch nach Gesundheit. Nun werden die Themen leiblich erspürt, das heißt die Patient:innen spüren, wie sich die Arme und Hände anfühlen und benennen dies. Anschließend wendet der/die Behandelnde eine somatosensorische Stimulation aus der TCM an, wobei sich die Qualität des leiblichen Empfindens verändert. Meist entsteht eine Symmetrie im Erspüren der Arme. Viele Patient:innen berichten auch über Wärme und Wohlbefinden. Oft verändert sich zudem die Qualität der Symptome und Themen, die die Patient:innen am Anfang symbolisch in die Hände gelegt hatten. Patient:innen beschrieben es zum Beispiel wie folgt:
„Es ist ein ganz gutes Gefühl, das so zu spüren, wie es in der rechten Hand das Leichte zum Beispiel ist und dass man diesen Schmerz dann in eine andere Hand legt, dass sich das quasi nicht miteinander verbinden kann, sondern dass es extra ist und dass in die Hand, wo es schwer ist und wo es verkrampft, irgendwas verspannt ist. Dass man das halt auch lockert und dass ist sehr gut das Gefühl.“
Lackfigurinen mit Leitbahnverläufen gehören zu den bedeutendsten medizinhistorischen Funden der letzten Jahrzehnte. In diesem Vortrag vergleichen wir die Leitbahnverläufe von zwei Figurinen, von denen eine 2012 in Grab Nr 3 von Laoguan shan 老官山in Chengdu und eine 1993 in Grab Nr 2 von Shuangbao shan雙包山bei Mianyang in Sichuan gefunden wurde. Vor diesem Hintergrund soll erörtert werden, wie diese verschiedenen Leitbahnsysteme mit körperlichen oder therapeutischen Empfindungen zusammenhängen und welchen Stellenwert sie bei der Herausbildung des später entstandenen Leitbahnsystems einnehmen.
Hintergrund
Therapeutische Empfindungen sind komplexe Leibesempfindungen. Die Liste der Interventionen, bei denen sie auftreten, ist lang und reicht von Akupunktur und Moxibustion über Massage, Osteopathie und somatischer Körperarbeit bis hin zu Hypnotherapie. Doch auch in nicht-therapeutischen Settings wie bei der Meditation und bei Placebo-Interventionen kommen körperliche Empfindungen vor.
In der hier vorgestellten Studie wurde dieses Phänomen der übertragenen somatosensorischen Empfindungen mithilfe eines psychophysikalischen Ansatzes genauer untersucht.
Fragestellung
Die zentrale Frage bestand darin, ob und in welchem Maß derlei Empfindungen auftreten, wenn der Reiz in Form einer taktilen Dauerstimulation mittels eines Gummiringes an den Endphalangen der Finger und Zehen gesetzt wird.
Methodologie
Vorab erhielten die Proband:innen die Anweisung, in einem standardisierten Körperumriss einzuzeichnen, welche Empfindung sie bei der Stimulation erwarten würden. Am Studientag selbst wurde die Messung unter sensorischer Deprivation in einem Floating-Tank durchgeführt. Nach jeder Stimulation konnten die Proband:innen mithilfe einer App am Tablet Zeichnungen ihrer Empfindungen anfertigen und durch die Auswahl verschiedener Begriffe charakterisieren.
Eine Kontrollgruppe beinhaltete Proband:innen, die während des Floatens nicht stimuliert wurden.
Ergebnisse
Die während der Stimulation aufgetretenen Empfindungen unterscheiden sich von den erwarteten Empfindungen und denen der Kontrollgruppe. Die Empfindungen der Proband:innen weisen gemeinsame Muster auf und zeigen Ausstrahlungsphänomene über den lokalen Ort der Stimulation hinaus sowie in kontralaterale Körperbereiche auf.
Schlussfolgerung
Diese Studie zeigt, dass übertragene somatosensorische Empfindungen durch die Konzentration auf einen taktilen Dauerreiz auftreten und interindividuelle Gemeinsamkeiten aufweisen. In weiteren Studien sollte die Bedeutungsdimension der Empfindungen für die therapeutische Tätigkeit weiter erforscht werden. Des Weiteren bieten die Ergebnisse das Potential, den Zusammenhang zu Lebensenergie-Konzepten, wie dem Qi aus der Ostasiatischen Medizin, zu untersuchen.
Hat die europäische Lebenswissenschaft dem tast- und sichtbaren Körper den Vorrang geben und den gespürten Leib den Dichtern und Priestern überlassen, so hielt es die chinesische Medizin genau umgekehrt, ohne den Körper zu unterschlagen. Im Mittelpunkt des Vortrags steht die chinesische Differenz von Körper und Leib. Die begleitenden Übungen heben dann ganz auf das leibliche Spüren ab, denn davon haben wir postmodernen Menschen nie genug!